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1924 - 1933

Die folgenden Ausführungen sind leicht redigiert der Jubiläumschronik des Ehrenpräsidenten Romeo Tomio (1898 - 1983) von 1973 entnommen: Am 22. November 1924 fand eine Quartalversammlung im Restaurant Central statt, an der auch der Schreibende [R. Tomio] zum ersten Mal als Gast und Zuhörer teilnahm. Was aber in dieser Versammlung beschlossen wurde, das schlug dem Fass den Boden aus. Es wurde auf Antrag hin beschlossen, dass die Mitglieder der HARMONIE nur in Arbeiterwirtschaften in Schlieren verkehren dürfen und das Fleisch und das Brot nur bei gewissen Läden eingekauft werde.

Die folgenden Ausführungen sind leicht redigiert der Jubiläumschronik des Ehrenpräsidenten Romeo Tomio (1898 - 1983) von 1973 entnommen:

Am 22. November 1924 fand eine Quartalversammlung im Restaurant Central statt, an der auch der Schreibende [R. Tomio] zum ersten Mal als Gast und Zuhörer teilnahm. Was aber in dieser Versammlung beschlossen wurde, das schlug dem Fass den Boden aus. Es wurde auf Antrag hin beschlossen, dass die Mitglieder der HARMONIE nur in Arbeiterwirtschaften in Schlieren verkehren dürfen und das Fleisch und das Brot nur bei gewissen Läden eingekauft werde.

Da der Schreibende nicht Mitglied war, hatte er an dieser Versammlung nichts zu sagen, wenn ihm auch fast der Kopf platzte schliesslich ging es mich auch nichts an. Nach der Versammlung habe ich dann den Präsidenten ins Verhör genommen und habe ihm gründlich erklärt, was sich für einen Musikverein gehört und was nicht.

Dies hatte dann zur Folge, dass ich zu der nächsten Sitzung eingeladen wurde, um meine Äusserungen, die ich bei Präsident Hedinger gemacht hatte, zu wiederholen. Dies habe ich dann auch gründlich gemacht, mit dem Erfolg, dass an diesem Abend die stark nach links gerichteten Mitglieder aufgefordert wurden, den Austritt aus dem Verein zu geben. Dies wurde auch erreicht. Von diesem Moment an war die Grundlage für eine konfessionelle und politische Neutralität geschaffen und bis zum heutigen Tage ist dies immer strikt innegehalten worden.

Von diesem Moment an konnte mit dem Aufbau des Vereins begonnen werden, und die Vorwürfe, die uns von den Bürgerlichen immer gemacht wurden, wir seien eine Arbeitermusik, waren für immer verstummt.

Die Neutralitätsklausel in den Vereinsstatuten mag heute vielleicht etwas befremden. Im damaligen Schlieren jedoch, welches in Arbeiter und Bürgerliche einerseits, in Katholiken und Reformierte andererseits geteilt war, war diese Toleranz geradezu ein Fortschritt. Alteingesessene SchliernerInnen werden dies sicherlich bestätigen.

Mit dieser Öffnung begann darauf ein eigentlicher Aufschwung: Im Jahr 1925 waren 16 Aktiv und bereits 168 Passivmitglieder verzeichnet. Ebenfalls zu verbessern begann sich auch die finanzielle Situation. Zu den von nun an zahlreichen Passivbeiträgen brachte eine öffentliche Sammlung in etwa Fr. 3000. ein. Darüber hinaus wurde einem Subventionsgesuch an die Gemeinde Schlieren entsprochen und der Betrag Fr. 500. pro Jahr bewilligt.

Am 2. Mai 1925 trat die HARMONIE in den Zürcher Kantonalmusikverband ein und nahm bereits am 7. Juni am Kantonalen Musiktag in Altstetten teil. Sie trat in der 3. Kategorie mit dem Selbstwahlstück „Simon Boccanegra" von Giuseppe Verdi an. Das Resultat: 4. Rang in der 3. Kategorie 1 Lorbeerkranz mit Silber gespickt 1 Becher. Der Kommentar dazu, wiederum von Romeo Tomio:

Wenn es auch keine Höchstauszeichnung war, so war es für die HARMONIE mindestens ein grosser musikalischer und speziell ein moralischer Erfolg. Das bewies denn auch der grosse und herzliche Empfang am Bahnhof in Schlieren, wo sich eine übergrosse Menschenmenge und Vereinsdelegationen eingefunden hatten.

Der MHS hatte in dieser Zeit sehr viele Engagements, allen voran die Gartenfeste. Weil damals weder Fernsehen noch Radio erfunden beziehungsweise verbreitet waren, wurde auf diese Art für Unterhaltung gesorgt. Ein Engagement dauerte in der Regel von 15 bis 19 Uhr und die Gage betrug Fr. 150. bis 250.. Für den Verein war dies immer eine willkommene Gelegenheit, die Vereinskasse zu füllen.

So war im Sommer die HARMONIE fast jeden Sonntag im Garten eines Restaurants am Musizieren. Beliebte Konzertorte waren Hubertus Albisrieden, unteres und oberes Albisgüetli, Limmatspitz, Eggbühl Oberengstringen, Eckstein und Sennenbühl Unterengstringen, Kloster Fahr und Gaswerk Schlieren.

Diese Form von Auftritten bedingte jedoch, alles benötigte Material vom Probelokal zum Konzertort und wieder zurück zu bringen. Zu Beginn geschah das zu Fuss und mit Handwagen. Dann aber offerierte das treue und wohlwollende Passivmitglied Alois Huber, besser bekannt als „Kohlenhuber", bei jedem Anlass das Material gratis zu transportieren; Zuerst noch mit Pferd und Wagen, später mit dem Auto.

Im Sommer 1928 unternahm die HARMONIE ihre erste 2tägige Musikreise mit der Destination Altdorf. Dies war der erste Vereinsanlass, bei dem die Mitglieder ihre frischerworbene Uniform präsentieren konnten. Gesamtkosten: ca. Fr. 4200.; Stückpreis: Fr. 137..

Im folgenden Jahr fand der erste Wechsel in der Direktion statt. Franz Erdmann, vom musikalisch erstarkten MHS allmählich überfordert, wurde von E. Seeberger aus Wettingen abgelöst. Unter seiner Leitung nahm der Verein im selben Jahr am Kantonalen Musikfest in Winterthur teil. Das Wettstück war „Der Barbier von Sevilla" von Gioaccino Rossini. Nebenbei gesagt: Die mit Herrn Seeberger eingeführte Dirigentengage betrug im Jahr Fr. 1000., ein Betrag, der gemessen an der Kaufkraft eine ansehnliche Summe darstellte. Direktor Seeberger reichte aber bereits ein Jahr später ebenfalls seine Demission ein, mit derselben Begründung wie schon sein Vorgänger. Als sein Nachfolger wurde Herr Werner Neukomm, Vizedirigent der Stadtmusik Zürich gewählt. Mit ihm sollte eine eigentliche Ära beginnen, wird er doch 25 Jahre musikalischer Leiter der HARMONIE bleiben.

Die nächste Musikreise führte den Verein am 29. und 30. September 1931 von Lugano über Capo Lago und Gandria nach Riva San Vitale. Der MHS war zuvor von dem dortigen Musikverein eingeladen worden. Der Gegenbesuch der Tessiner in Schlieren erfolgte im darauffolgenden Sommer.

Ebenfalls sehr erwähnenswert scheint mir der „Herbstbummel" von Mitte Oktober 1932 nach Hallau, der Heimatgemeinde von Musikdirektor Werner Neukomm. Von einem gemeinsamen „Wähenessen" sind ein paar vielsagende Fotos erhalten.

Spricht man über den Aufbau der HARMONIE, darf man auf keinen Fall die Knabenmusik vergessen. Über deren Entstehung, Form, Vorsteherschaft oder Mitgliederzahl findet man leider fast nichts in den Akten. Es existiert jedoch eine Fotografie von 1926, auf der 18 Jungmusikanten zusammen mit Franz Erdmann zu sehen sind. Darüber hinaus bestand im MHS eine Kommission, die sich mit den Belangen der Knabenmusik befasste.

Die HARMONIE scheint somit gleich zu Beginn eine „Jugendsektion" gegründet zu haben, mit der Nachwuchsförderung als klarem Ziel. Bei der Uniformierung von 1928 wurde sogar diskutiert, ob man auch gleich vier Mitglieder der Knabenmusik einkleiden solle. Offensichtlich waren diese somit bereits in das Korps integriert. Die Knabenmusik wurde 1956 ein eigenständiger Verein und heisst heute Stadtjugendmusik Schlieren doch dazu später.