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1945 - 1958

Nach dem Krieg kam langsam wieder Leben in den Verein. Dank Werner Neukomm war es erneut möglich geworden, gut besuchte Proben durchzuführen und sich mit schwereren Kompositionen zu befassen. Über die folgende Zeit lassen sich leider fast keine Aussagen machen, denn von 1947 bis 1968 fehlen die Protokollbücher. Trotz eingehender Recherche konnten sie nirgends ausfindig gemacht werden.

Nach dem Krieg kam langsam wieder Leben in den Verein. Dank Werner Neukomm war es erneut möglich geworden, gut besuchte Proben durchzuführen und sich mit schwereren Kompositionen zu befassen.

Über die folgende Zeit lassen sich leider fast keine Aussagen machen, denn von 1947 bis 1968 fehlen die Protokollbücher. Trotz eingehender Recherche konnten sie nirgends ausfindig gemacht werden.

Per Zufall kam mir von einer nicht näher genannt werden wollenden Quelle folgendes Gerücht zu Ohren, welches ich an dieser Stelle trotz möglicher Unrichtigkeit weitergeben möchte:

Angeblich soll zu Beginn der 50-erJahre das Aktivmitglied Albert Suter junior, genannt „Schnurri-Suter", an einem Sonntag zusammen mit Freunden ein kleines Privatfest an der Zürcherstrasse gegeben haben. Diese Feier muss dann offensichtlich etwas laut gewesen sein, denn ein Anwohner begann sich zu beschweren. Das Ganze artete in einem handfesten Streit aus, bei welchem besagter Albert Suter junior dem reklamierenden Nachbarn eine Fensterscheibe eingeworfen und dessen Hauseingang auf übelste Weise beschmutzt haben soll. Albert Suter junior wäre darauf beinahe aus dem Verein ausgeschlossen worden, hätte nicht sein Vater, Albert Suter senior interveniert. Wie bei solchen Affären üblich, habe die Sache Niederschlag in den Protokollbüchern gefunden.

Die ganze Geschichte wäre nicht weiter von Bedeutung, wenn nicht selbiger Albert Suter junior laut meiner Quelle ein paar Jahre später Aktuar geworden wäre. Seither sollen jedoch diese Protokollbücher fehlen, denn es sollen auch schon andere danach gesucht haben.

Es sei nochmals angemerkt, dass diese Ausführungen auf reinem Hörensagen beruhen und der Verfasser keinerlei Verantwortung bezüglich deren Richtigkeit übernimmt. In den Akten ist weder etwas von dem Vorfall noch über die Tätigkeit der besagten Person als Aktuar vermerkt.

Wie dem auch sei, 1948 feierte die HARMONIE ihr 25-jähriges Bestehen. Eigentlich war der Festanlass für den 7. August geplant. Infolge schlechten Wetters musste jedoch die Feier ganz kurzfristig auf den 15. verlegt werden. Mit der Verschiebung wurde dermassen lange zugewartet, dass die Feldmusik Jona, welche sich bereits in der Eisenbahn unterwegs nach Schlieren befand, nicht mehr rechtzeitig erreicht werden konnte. Deshalb hielt die HARMONIE bereits auch schon am 7. eine kleine Feier ab.

Kurz darauf fand die erste Neuunifomierung statt. Die Datierung gestaltet sich äusserst schwierig, die Uniform dürfte höchstwahrscheinlich 1950 eingeweiht worden sein. Der Auftrag ging an die Firma Keller & Sohn aus Mörschwil, die Gesamtkosten beliefen sich auf etwa Fr. 17’000.--, wobei der Einzelpreis bei ungefähr Fr. 370.-- (inklusive Hemd) lag. Finanziert wurde die Aktion durch einen speziellen Fonds, eine Haussammlung, zusätzliche Spenden, durch die Gemeinde Schlieren sowie den Verkauf der alten Uniformen. Diese gingen angeblich an die Securitas. Von der ersten HARMONIE-Uniform ist aber trotzdem noch ein Exemplar erhalten, leider jedoch ohne Mütze. Anzumerken ist übrigens, dass laut Vorstand nur „wirklich zuverlässige Mitglieder die neue Uniform erhalten sollten".

Nach Ende des Krieges machte sich langsam wieder der Wohlstand breit und beeinflusste auch die Mitgliederzahl der HARMONIE positiv. Umfasste der Verein im Jahr 1945 noch gesamthaft 419 Mitglieder mit 35 aktiven Musikern, waren es 1948 bereits wieder 487 mit 48 Aktiven.

Der allmählich einsetzende Wirtschaftsboom machte sich auch bei der HARMONIE bemerkbar, denn ihre Mitglieder wurden in vermehrtem Masse von der Reiselust gepackt. Es wurde beschlossen, im Jahre 1950 eine 4tägige Reise nach Venedig durchzuführen.

Leider war es dem damaligen Präsidenten Otto Seiler, der sich so sehr auf diese Reise gefreut und auch die nötigen Vorbereitungen dazu unternommen hatte, nicht vergönnt teilzunehmen. Am Samstag, 7. Januar 1950 kam die Kunde, er sei bei der Arbeit im Gaswerk schwer verunfallt. Am Sonntagmorgen, dem 8. Januar ist Otto Seiler den schweren inneren Verletzungen erlegen. Er war der einzige HARMONIE-Präsident, der bisher in seinem Amt verstarb.

1955 war wieder ein Jubiläumsjahr. Musikdirektor Werner Neukomm feierte sein 25. Jahr als Dirigent der HARMONIE. Dank seinem Engagement und Können hatte sich der Verein von einer einfachen Dorfmusik zu einem leistungsfähigen Blasorchester entwickelt, welches sich nicht mehr nur mit simpler Populärliteratur begnügen musste, sondern auch anspruchsvollere Werke bewältigen konnte. Diese Leistung zeigte sich auch in der Anerkennung, die der HARMONIE seitens der Schlierner Bevölkerung zuteil wurde. Sie war stolz auf ihre Musik und liess sie das auch wissen.

Leider musste Herr Neukomm ausgerechnet in seinem Jubiläumsjahr den Taktstock der HARMONIE aus gesundheitlichen Gründen niederlegen. Sein Nachfolger wurde Umberto Induni, der damals als einer der besten Dirigenten im Raum Zürich galt.

Ebenfalls im Jahre 1955 führte die Harmonie eine 8tägige Reise nach Mailand, Bologna, Rom, Neapel und Capri durch. Es nahmen nahezu 200 Personen daran teil. Die Rückreise von Neapel nach Genua erfolgte auf dem damaligen Luxusliner „Andrea Doria", welcher leider ein Jahr später bei einem Zusammenstoss mit einem schwedischen Dampfer unterging.

Stetig um Nachwuchs besorgt, beschloss die HARMONIE 1956, aus ihrer Knabenmusik einen eigenständigen Verein zu machen. Bis anhin war diese eine Art Untersektion ohne feste Strukturen, ohne eigene Kasse und Kompetenzen. Der Gründungsvorstand der Knabenmusik Schlieren setzte sich wie folgt zusammen:

Präsident:

Emil Stähli

Vizepräsident:

Ewald Appenzeller

Aktuar:

Albert Huber

Kassier:

Karl Lottenbach

Materialverwalter:

Fritz von Niederhäusern

Wie der Name schon sagt, waren damals nur Knaben zugelassen. Dies hat sich zum Glück im Laufe der Jahre geändert und deshalb heisst der Verein heute wie bereits schon erwähnt Stadtjugendmusik Schlieren.

1957 nahm die HARMONIE anscheinend zum ersten Mal an einem Eidgenössischen Musikfest teil, welches damals in Zürich stattfand.

Im darauffolgenden Jahr kam es kurz vor der Abendunterhaltung zu einem Eklat. Mit den Worten „Soll das Konzert machen, wer will" lief Musikdirektor Induni mitten aus einer Probe. Über die Gründe seines Zorns lassen sich leider keine zuverlässigen Angaben machen. Ich vermute, er war entweder mit der Leistung des Vereins nicht zufrieden oder hatte sich mit dem Vorstand überworfen. Die Reaktion der HARMONIE war eine fristlose Kündigung.

Diese eher unrühmliche Episode in der Geschichte des Vereins hatte indirekt einen enormen Einfluss auf dessen weitere Entwicklung. Die Stelle des Dirigenten sollte mit einem Mann besetzt werden, der den Musikverein HARMONIE Schlieren volle 34 Jahre leiten und seine Geschicke entscheidend mitbestimmen wird. Durch sein Charisma, sein musikalisches Können, aber auch durch seine gesellschaftliche Stellung wird er den Verein und dessen Image prägen. Dieser Mann war und ist für die HARMONIE von einer derartigen Bedeutung, dass ich ihm ein ganzes Kapitel widme.