, Robert Bickel

Grossartige Erlebnisse in Bad Schlema

In Bad Schlema, einem reizvollen Kurort im Erzgebirge, wo man sich noch mit einem herzhaften "Glück auf!" begrüsst, hat dieses Jahr vom Freitag, 21. bis am Sonntag, 23. September zum 21. Mal das europäisches Blasmusikfestival bzw. zum 27. Mal das internationale Musikfest stattgefunden. Getreu dem Motto "In einer Reise um die Welt" waren während den drei Tagen 14 Orchester aus 11 Länder zu hören. Musiziert wurde nonstop auf zwei Bühnen in einem Festzelt welches mit 4'000 Sitzplätzen ausgestat­tet war. Während auf der einen Bühne jeweils ein Orchester 35 Minuten lang musizierte, hatte das folgende Orchester Zeit, sich währenddessen auf der andern Bühne einzurichten. Musikalisch kamen beinahe alle Stilrichtungen der Blasmusik auf ihre Rechnung. Die 53 Musikvor­träge und die beiden Festumzüge welche während den drei Tagen stattgefunden haben wurden ins­gesamt von über 20'000 Zuhörer besucht.

Zum ersten Mal mit dabei war der Musikverein HARMONIE Schlieren (MHS) - als einziger Vertreter aus der Schweiz. Nach einer 11-stündigen Busfahrt erreichten die Schlieremer Musikantinnen und Musikanten Bad Schlema am frühen Freitagmorgen. Gefolgt von ein paar wenigen Stunden Schlaf und einem ausgiebigen Brunch galt es bereits ernst; sämtliche teilnehmenden Musikformationen machten sich für den ersten grossen Festumzug bereit. Mit klingendem Spiel marschierte man vom Kurpark zum Festgelände, dabei wurde die Marschmusikstrecke von vielen Zuschauern gesäumt. Im Festzelt angekommen, folgte ein gemeinsames Konzert aller Gastvereine wobei vor allem Ohrwür­mer der deutschen Blasmusikszene zu hören waren. Selbstverständlich durfte der Steigermarsch (ein traditionelles deutsches Bergmanns- und Volkslied) nicht fehlen, bei welchem man sich - ähnlich wie beim Ertönen des Sechseläutenmarsches - von den Sitzen erhebt. Nach diversen Eröffnungsreden war es dann soweit - ein Jugendblasorchester aus Polen eröffnete den musikalischen Reigen. Am frühen Abend war dann der MHS mit seinem ersten Konzert an der Reihe. Unser musikalischer Leiter, Tobias Zwyer, verstand es in gekonnter Manier das Publikum für uns zu gewinnen. Einmal mehr be­wies er, dass er nebst einem grandiosen Dirigenten ein super Entertainer ist. Mit unserem Programm bei welchem auch typisch schweizerische Highlights (Alphorn, Mundartrapp etc.) eingebaut wurden, begeisterten wir alle Zuhörer im randvoll besetzten Festzelt. Unser erstes Konzert war gelungen. Anschliessend konnten wir uns zurücklehnen und die Darbietungen anderer Musikkorps geniessen. Im Allgemeinen wurde hervorragend musiziert - speziell erwähnenswert sei die symphonische Band "La Estrella" aus Kolumbien welche mit ihren südamerikanischen Rhythmen für viel Glanz und Fröh­lichkeit sorgte.

Am Samstag durften wir etwas länger schlafen, denn Spielbeginn für unser zweites Konzert war erst um 11 Uhr. Mit einem, verglichen zum Vorabend, etwas ruhigerem Programm, ist es uns abermals gelungen die Zuhörer zu begeistern. Obwohl das Festzelt zur fraglichen Zeit noch nicht voll besetzt war, herrschte bereits eine Riesenstimmung. Unmittelbar nach unserem Auftritt fuhren wir mit unserem Bus nach Dresden. Nach einer "Jausen" im Sophienkeller, lernten wir auf einer zweistündigen Stadtrundfahrt einiges über diese schmucke Stadt kennen. Unglaublich wenn man denkt, dass die Stadt nach dem Bombenhagel der Alliierten im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurde und in Schutt und Asche lag. Um 18 Uhr waren wir wieder zurück in Bad Schlema, gerade rechtzeitig für unseren dritten Auftritt um 19.15 Uhr. Das Zelt war wiederum zum Bersten voll als wir die Bühne betraten. Tobi heizte wiederum kräftig ein. Das Publi­kum war total begeistert von unseren Darbietungen. Alle waren komplett aus dem Häuschen, viele stiegen auf Bänke und Tische um ihrer Fröhlichkeit und Begeisterung freien Lauf zu lassen. Aufgrund von Bemerkungen wie "sind das wirklich Schweizer" ist es uns offensichtlich gelungen die Schweizer Blasmusikszene und unsere Mentalität von einer Seite zu zeigen welche man in dieser Form in Bad Schlema anscheinend noch nicht gesehen hat.

Anschliessend genossen wir das deftige Nachtessen im Restaurant Füllort. Dieser gemütliche Stollen, mit vielen Erinnerungsstücken aus dem Bergbau, erinnerte an die DDR-Zeit als in Bad Schlema noch in grossen Mengen Uran abgebaut wurde. Wie schon am Vorabend traf man sich schlussendlich auch am Samstagabend wieder im Festzelt, wo man bei Blasmusik und Bier den Abend in fröhlicher Runde ausklingen liess. Am Sonntag hiess es früh Tagwache. Bereits um 08.15 Uhr begaben wir uns zum Start des zweiten Festumzuges. Gegenüber dem ersten Umzug wählte man diesmal eine Route welche ver­mehrt durch Wohngebiet führte. Auch diesmal verfolgten wieder Hunderte von Schaulustigen den Festumzug welcher - wie schon am Freitag - im Festzelt endete. Wir hatten noch etwas Zeit die "Frühschoppenstimmung" im Festzelt zu geniessen bevor wir uns zum vierten und letzten Konzert auf der Bühne besammelten. Um 11.35 Uhr war es dann soweit. Wir zo­gen noch einmal sämtliche Register und konnten mit unseren Darbietungen das Publikum einmal mehr von ihren Sitzen reissen. Nach verschiedenen Dankes- und Abschiedsworten seitens des Veran­stalters spielten wir noch zwei Zugaben. Schlussendlich wurden wir unter tosendem Applaus verab­schiedet. Dann ging alles sehr zügig. Instrumente im Car verstauen, Tenüwechsel und letzte Verabschiedungen bevor der Bus um 13 Uhr Bad Schlema Richtung Schlieren verliess. Die wegen Unwetter und Baustellen etwas beschwerliche Heimreise zog sich in die Länge und endete schliesslich nach knapp 12 Stunden Fahrt in Schlieren.

Bad Schlema war für den MHS ein grandioses Erlebnis - zweifellos eine Veranstaltung welche unter "das muss man erlebt haben" eingestuft werden darf. Der MHS hat mit seinen vier Konzerten und den beiden Umzügen überzeugt und den Veranstalter wie auch die tausenden von Zuhörern begeis­tert. Ein grosses Dankeschön geht an unseren musikalischen Leiter, Tobias Zwyer, welcher es erneut ver­standen hat in hervorragender Art und Weise eine Brücke zu schlagen zwischen der Bühne und dem Publikum. Der Dank geht aber auch an unsere beiden Reiseleiter, Martin Bösch und Adil Ataman, welche die Reise von A bis Z tadellos organisierten.