, Limmataler Zeitung vom 13.11.2013

Musik dirigiert das Leben des Geologen Tobias Zwyer

Musik dirigiert das Leben des Geologen Tobias Zwyer

Tobias Zwyer

Mit Tobias Zwyer leitet seit bald einem Jahr ein junger Innerschweizer die Harmonie. Er spielt in drei Bands, leitet eine Brassband, arbeitet als Sicherheitsberater, hat eine Stelle an der ETH und ist Vater einer zweijährigen Tochter.

«An den Aufritten müssen wir immer alles geben, wir müssen dem Publikum eine Show bieten.» Diese Worte stammen nicht etwa aus dem Munde eines Rockers, der mit seiner Band von Club zu Club zieht. Es handelt sich um ein Zitat von Tobias Zwyer, Dirigenten der Harmonie Schlieren, Im ersten Moment würde man ihm auch den Rockmusiker geben. Die langen, dunklen Haare sind nach hinten gebunden, der Körperbau sportlich, der Händedruck bestimmt.

Zwyer spricht mit angenehmer Stimme und wählt die Worte mit Bedacht. Und spätestens beim Aufzählen der favorisierten Musikrichtungen ist das Bild des Rockers revidiert. Zwyer mag Blasmusik, Jazz und Klassik. Für einen 31-Jährigen keine Selbstverständlichkeit. Unkonventionell gestaltet sich auch der Alltag des Urners, der heute in Luzern wohnt.

Zwyer hat keine hauptberufliche Tätigkeit. Er spielt in drei Bands, leitet eine Brassband, arbeitet als Sicherheitsberater, hat eine Stelle an der ETH, ist Vater einer zweijährigen Tochter und dirigiert den Musikverein Harmonie Schlieren.

Studium an der ETH

«Mir gefällt die Abwechslung», sagt der junge Innerschweizer. Zwar könne es auch manchmal etwas viel werden, wenn «alles auf einmal zusammenkommt», aber es gäbe auch ruhigere Zeiten. So habe er viele Termine am Abend, dafür aber tagsüber Zeit für seine kleine Tochter. Zudem reist Zwyer oft längere Strecken mit dem Zug. Zeit, die er zum Arbeiten nutzen kann.

Aufgewachsen ist Zwyer im kleinen Dorf Sisikon am Urnersee zwischen steilen Bergen. Ein Grossteil seiner Familie war in der Blasmusik engagiert. «Ich war Zuhause umgeben von herumstehenden Instrumenten», sagt Zwyer. Wer nun meint, der Werdegang des Urners sei von Beginn an klar gewesen, der irrt. Zwyer startete nach dem Gymi nicht mit dem Musikstudium, er begann an der ETH. Dort studierte er Erdwissenschaften mit Vertiefung Geologie und Geochemie und ist heute im Besitz des Bachelors und Masters. Nach der ETH packte ihn aber definitiv das Musikfieber. Die logische Konsequenz war das Musikstudium in Luzern und auch dieses schloss er erfolgreich auf der Stufe Bachelor ab.

Im Casting durchgesetzt

Aus akademischer Sicht bringt Zwyer somit alle Voraussetzungen für seine heutige Stelle in Schlieren mit. Viel wichtiger sei aber, dass in der Harmonie die Harmonie stimme, auch zwischen Dirigenten und Orchester, sagt Zwyer. Beim Vordirigieren, eine Art Casting mit dem Orchester, habe er «sofort gespürt, dass die Chemie stimmt».

Für die Mitglieder der Harmonie passte es auch, sonst würde Zwyer heute nicht vor den Musiker stehen. Gegen 30 Mitbewerber hat sich der Innerschweizer durchgesetzt. Die Harmonie Schlieren scheint beliebt bei den Dirigenten. «Es ist ein 1. Klasse-Verein, professionell geführt und das Orchester ganzjährig gut besetzt», begründet der Urner die hohe Nachfrage.

Schon im ersten Amtsjahr folgten zahlreiche Highlights. Da war beispielsweise der Auftitt am Traubenfest im südtirolischen Meran, der Limmattaler Musiktag in Bonstetten oder das Sechseläuten, an dem die Harmonie jedes Jahr die Zunft zum Widder begleitet. Für Zwyer die erste aktive Teilnahme am Volksfest: «Das war ganz besonders für mich, eine spannende Erfahrung.»